So sehr wir uns dies als Eltern wünschen, können wir unsere Kinder nicht vor schlimmen Erfahrungen im Leben bewahren. Kinder erleben Krisen und Katastrophen und manchmal den Tod eines nahestehenden Menschen. Eltern können ihren Kindern jedoch hilfreich zur Seite stehen. Um trauernde Kinder besser verstehen und begleiten zu können, möchte ich Ihnen einige Infos geben, aber auch motivieren, mit Kindern nicht erst über den Tod zu reden, wenn ein solches Ereignis unmittelbar in die Familie hineinstürzt, sondern schon zuvor Anlässe wahrzunehmen, um ins Gespräch zu kommen. Darüber hinaus konfrontieren uns natürlich die Fragen der Kinder nach Tod, Sterben und „was ist danach“, auch mit unseren eigenen Vorstellungen und Glaubenssätzen. Um Kindern hilfreich zur Seite zu stehen, müssen wir selbst bereit sein uns auf diese Thema einzulassen.

Das Verständnis vom Tod ist abhängig vom Lebensalter der Kinder.

Schon Kinder ab 9 Monaten, die eine stabile Bindung zu einer verstorbenen Person aufgebaut haben, suchen aktiv nach dieser, weinen, sind verzweifelt und zeigen ein normales Trauerverhalten. Problematisch ist, dass auch ein kleines Kind einen Verlust verarbeiten muss –  aber seine Nöte noch nicht verbalisieren kann.

Wir helfen durch einfühlsamen Umgang, Geduld und indem wir Worte für seine Trauer finden.

Das Vorschulkind sieht sich als Mittelpunkt der Welt und bezieht alles auf sich; es lebt in einer magischen Welt.  Das Kind denkt, ein Toter würde schlafen, was wir ja auch oft als Erklärungsmuster anbieten. Wir müssen vorsichtig mit unseren Erklärungen sein, denn Kinder nehmen uns beim Wort und Einschlafängste können die Folge sein, da sie spüren, dass etwas „Schlimmes“ passiert ist. Genauso gehen Kinder aber auch davon aus, dass die Körperfunktionen nach dem Tod weitergehen und stellen z.B. Fragen, „kann  ein Toter denn mit all der Erde über sich atmen?“

Das ist typisch kindlich. Das Kind ist nicht taktlos.

Erwachsene kommen durch die direkten Fragen schnell in Erklärungsnöte.

Keine Sorge, Ihr Kind braucht keine wissenschaftlichen Erklärungen – gut ist, Zuversicht und Trost zu vermitteln.

Erst das Schulkind begreift, dass der Tod endgültig ist und kann erkennen, dass jeder früher oder später sterben wird. Zunächst ist es überzeugt, dass es eine natürliche Reihenfolge des Sterbens gibt und erkennt erst im Laufe der Zeit, dass der Tod auch früher eintreten könnte, es auch die Eltern oder es selbst betreffen könnte. Zunehmend entwickeln Kinder ein Verständnis für die abstrakten Elemente wie Spiritualität oder Leben nach dem Tod.

Was unterscheidet die Trauer von Kindern von der Trauer Erwachsener?

Grundsätzlich haben Kinder eine eingeschränkte Fähigkeit, emotionale Schmerzen auszuhalten. Dies ist ein Schutzfilter. Kinder trauern diskontinuierlich, was dazu führen kann, dass Erwachsene die Trauer von Kindern verharmlosen und nicht ernst nehmen. So kann es geschehen, dass ein 5-jähriges Kind über den Tod eines Angehörigen weint, aber plötzlich, als das Kind eine Katze sieht, abgelenkt ist, aufhört zu weinen und selbstvergessen mit dieser spielt.

Akzeptieren Sie dies und verunsichern das Kind nicht, indem Sie es vom Spielen abhalten und auf ein aus Ihrer Sicht unangemessenes Verhalten hinweisen. Das Kind sorgt gut für sich.

Was kann dem Kind helfen?

Helfen Sie dem Kind, den Tod zu begreifen, stülpen Sie ihm hierzu aber nicht Ihre Ansichten über.

Sprechen Sie die Gefühle des Kindes an; zwingen Sie das Kind zu nichts.

Lassen Sie das Kind an Begräbnissen und allen anderen Familienritualen teilnehmen, wenn es dies wünscht. Sind Eltern selbst betroffen und trauern, ist es gut, andere Bezugspersonen zur Unterstützung heranzuziehen.

Ein Kind sollte man immer wieder wissen lassen, dass der verstorbene Mensch nicht mehr da sein wird, aber in unserer Erinnerung bleibt. Wir werden Bilder aufbewahren. Wir werden ihn vermissen. Wir sind traurig, aber wir werden es gemeinsam durchstehen und wir bleiben trotzdem eine Familie.

Bei der Trauerarbeit kann ein Kästchen für Erinnerungen, bezogen auf den Verstorbenen, oder ein Erinnerungsbuch oder Album hilfreich sein.

Für eine Trauerfeier können Bilder gemalt oder Briefe geschrieben werden. Auch kommt es vor, dass Trauernde einen Gasluftballon mit Wünschen an den Verstorbenen steigen lassen und ein Grab besonders schmücken; der individuellen kindlichen Kreativität sollten hier keine Grenzen gesetzt werden. Knetmasse und Zeichenmaterial sollten immer zur Verfügung stehen.

Nehmen Sie sich Zeit, mit Ihrem Kind einen Friedhof zu besuchen, eine Kerze anzuzünden. Wir setzen die Trauer in Handlungen um und das tut gut.

Kinder trauern anders als Erwachsene, aber sie tun es.

Die Aufgabe der Eltern ist es, Schmerz, Wut aber auch Verdrängung anzuerkennen und auszuhalten. Es ist nicht einfach, ein Kind traurig zu sehen; zur Verarbeitung gehört dies jedoch dazu. Manchmal hilft es einfach,  das Kind in den Arm zu nehmen  und spüren zu lassen: Ich bin für Dich da und wir werden diese Zeit gemeinsam durchstehen. Ihr Kind darf auch Sie weinen und traurig sehen.

Das alles hilft und wird letztendlich den Familienzusammenhalt stärken.

Carola Möller

Dipl.-Pädagogin