Wenn Eltern sich trennen, bedeutet dies in der Regel, dass sie einer großen Stresssituation ausgesetzt sind. Trennung ist erfahrungsgemäß kein Spaziergang, sondern geht einher mit zahlreichen Veränderungen und Anpassungsprozessen, die viel Kraft und Energie kosten. Trotzdem möchten und sollten Eltern ihre Kinder über die anstehende Trennung informieren. Die Umsetzung kann sich schwierig gestalten, da oft noch unklar ist, wie es weitergeht und was die Eltern selbst möchten.

Da die eigene Betroffenheit hoch ist, die Nerven oft blank liegen und man von den eigenen Gefühlen überflutet wird, ist es möglicherweise schwer, in einem Gespräch mit Tochter oder Sohn die Fassung zu behalten. Auch liegt die Gefahr nahe, den anderen Elternteil zum Sündenbock zu machen und vor dem Kind „schmutzige Wäsche“ zu waschen.

Die folgenden Informationen können Ihnen vielleicht in Ihrer aktuellen Situation helfen und einen Gesprächsleitfaden bieten.

  • Vermitteln Sie Ihrem Kind Sicherheit und Orientierung, indem Sie klare Informationen geben. Im Idealfall führen Sie als Eltern gemeinsam das erste Gespräch, in dem Sie die Trennung bekanntgeben. Teilen Sie dem Kind altersgemäße Gründe für die Trennung mit und vermeiden Sie unbedingt gegenseitige Schuldzuweisungen. Zum Beispiel sagen Sie: „Papa und Mama lieben sich nicht mehr so wie früher und deshalb haben wir uns entschieden, zukünftig in unterschiedlichen Wohnungen zu leben.“
    Informieren Sie Ihr Kind darüber, was im Alltag unverändert bleiben wird, um Stabilität zu vermitteln. Setzen Sie zunächst den Schwerpunkt auf die Bereiche, die so bleiben werden wie bisher. Erzählen Sie beispielsweise: „Du wirst weiterhin den Musikunterricht besuchen, Donnerstag bleibt Oma-und-Opa-Tag, freitags gehst du, wie immer zum Schwimmtraining.“
    Andererseits sollten Sie über anstehende Veränderungen informieren. Dazu gehört, dass Ihr Kind wissen sollte, wer zu welchem Zeitpunkt auszieht, wo es wohnen wird und welche Schule das Kind zukünftig besucht. Ganz wichtig ist, Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter mitzuteilen, wann er/sie den jeweils anderen Elternteil sieht.
  • Häufig entwickeln Kinder nach der Trennung ihrer Eltern Verlustängste. Deshalb versuchen Sie, trotz der belasteten Situation, Sicherheit und Zuwendung zu vermitteln. Erklären Sie dem Kind, dass Beziehungen zwischen Erwachsenen manchmal auseinandergehen, allerdings Eltern-Kind-Beziehungen auch bestehen bleiben, wenn es ab und zu einmal Streit gibt. Sonst könnten gerade kleine Kinder Ängste entwickeln, dass es beim nächsten Konflikt mit Mama oder Papa ebenfalls verlassen wird. Wenn es auf Sie zutrifft, erzählen Sie, dass Sie als Eltern weiterhin gemeinsam für das Kind da sein werden, auch wenn Sie nicht mehr zusammenleben. Zeigen und sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie es genauso lieb haben wie bisher.
  • Viele Kinder geben sich die Schuld für die Trennung der Eltern. Sie begründen es zum Beispiel mit schlechten Noten oder ungehorsamem Benehmen. Daher sollten Sie das Kind unbedingt von dessen Schuldgefühlen entlasten, indem Sie ihm die Angst nehmen, etwas falsch gemacht zu haben. Die Verantwortung für die Trennung liegt allein bei den Eltern und das Kind muss spüren, dass diese nichts mit ihm zu hat. Durch Ihr Verhalten geben Sie dem Kind Anerkennung und Zuwendung.
  • Geben Sie angemessene Entscheidungsspielräume vor, um die Autonomie Ihres Kindes zu stärken. Situationen, in denen das Kind in eine hilflose Situation zwischen die Fronten der Eltern gerät, sollten Sie unbedingt vermeiden. So ist ein Kind sowohl mit der Rolle des „Briefträgers“, der Informationen transportieren muss, als auch mit der des „Spitzels“, der gegenseitig über die aktuelle Situation des anderen Elternteils berichten soll, überfordert.
    Je nach Alter des Kindes kann man es an Entscheidungen beteiligen. Allerdings müssen Eltern grundsätzliche Vorgaben machen und den entsprechenden Rahmen abstecken. Zum Beispiel sollte nicht darüber diskutiert werden, ob der Umgang zum anderen Elternteil stattfindet. Vielleicht kann das Kind jedoch eigene Präferenzen hinsichtlich eines bestimmten Wochentages mit einbringen oder mitbestimmen, wer das Kind abholt und wer es wieder zurückbringt. So vermitteln Sie als Eltern, das Kind ernst zu nehmen und es kann sich so als selbstwirksam erleben.

 

Kirsten Hückel-Dege

 

Vgl.: „Kinder im Blick – Ein Training für Eltern in Trennung – Trainerleitfaden“

Version 19.11.2018

Herausgeber: Ludwig-Maximilians-Universität München und Familien Notruf München